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Neue Bar in alter Wirkungsstätte

Neue Bar in alter Wirkungsstätte

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Das Odeon kennen viele von der Pop-up-Bar Santas Klause - inzwischen ist die Bar deutlich heller und cleaner gestaltet.

Es ist schon fast eine romantische Geschichte. Zwei Jungs, Paul und Abian, lernen sich vor knapp 10 Jahren als Barkeeper im Café Odeon kennen. Rückbetrachtet für den heute 34 Jahre alten Abian ihr „Geburtsort“.

Daraus entwickelt sich eine langjährige geschäftliche Partner- wie Freundschaft und der Weg in die Selbständigkeit. Die beiden eröffnen zwei Bars in Mannheim: das Hagestolz und das Sieferle & KØ. Anfang Mai 2019 kam mit dem Odeon die Dritte hinzu.

Als sich Paul und Abian im letzten Jahr die Möglichkeit bot, die frühere Kult-Bar zu übernehmen, waren sie sofort begeistert: „Vom Herz her wollten wir das natürlich machen, aber wir haben auch überlegt, ob es Sinn macht“, so Abian.

Außergewöhnliche Cocktails...
Außergewöhnliche Cocktails… © Paul Sieferle

Von der Aushilfe zum Barbesitzer

Für den damaligen Studenten (zuerst Volkswirtschaftslehre, dann Geschichte und Spanisch an der Uni Mannheim) war es vor rund zehn Jahren der erste Job in der Gastronomie. „Ich konnte meine Handyrechnung nicht mehr bezahlen und da bin ich hier vorbeigelaufen und habe einen Zettel gesehen: Aushilfen gesucht, Anfänger willkommen.“

Dafür sprach auch, dass das Odeon in der Nähe seiner Wohnung lag. So fing er dort als Aushilfe an, lernte Paul kennen und wurde später Barmanager.

...gerne auch in knalligen Farben dominieren neben regionalen Weinen die Karte.
…gerne auch in knalligen Farben dominieren neben regionalen Weinen die Karte. © Paul Sieferle

Nach einem Inhaberwechsel im Jahre 2012 verließen beide den Laden und machten sich an die Gründung ihrer ersten eigenen Bar. „Das war der Ausgangspunkt für uns zu sagen: Dann machen wir es halt selbst“, erzählt der 34-Jährige rückblickend.

Mit dem Hagestolz landeten sie einen „Hit von Anfang an.“ Und das obwohl er heute die Anfänge als „blanken Horror“ beschreibt. „Manche machen das vorbereitet und manche nicht so. Wir haben es halt nicht so vorbereitet gemacht und stattdessen einfach Gas gegeben.“

Blau und weiß sind die dominierenden Farben. © Paul Sieferle

„Wir sind detailversessen“-Abian

Ursprünglich war das Odeon mal ein Café, das seit 1975 für die Gäste des benachbarten und gleichnamigen Kinos betrieben wurde. Heute heißt das Odeon nicht mehr Café und soll vor allem ein Ort für die Bewohner des Filsbach-Viertels sein.

Trotzdem herrscht Kaffeehaus-Atmosphäre: Ein hoher Raum mit hölzernen Ventilatoren an der Decke. Eine Fensterfront zur Straße hin, helle Farben, viel hellblau, dazu Hocker aus hellem Holz und eine tiefergelegte Messing-Theke.

Über die Gestaltung haben sich Paul und Abian viel Gedanken gemacht: „Wir sind detailversessen.“ Vor dem Umbau veranstalteten sie dort im November und Dezember 2018 die Weihnachtsbar „Santas Klause“ – als Alternative zum Weihnachtsmarkt.

Wer ist Kool Jürgen? Das bleibt wohl das Geheimnis der Barbetreiber Paul und Abian. © Paul Sieferle

Die Raumaufteilung ist gleichgeblieben. „Als die Bar damals gebaut wurde, war sie schon schlau konzipiert. Sie war einfach nur 40 Jahre alt und musste mal erneuert werden“, so Abian. An der Wand hängt ein marokkanischer Teppich, daneben ein Satz in leuchtender Neonschrift: „Kool Jürgen still loves you“.

Das Kunstwerk wurde von einen befreundeten Graffiti-Sprayer geschaffen und bezieht sich auf ein Bild, dessen Ort die Gäste durch ein Koordinaten-Rätsel in der Karte erraten können. Der Satz soll laut Abian eine positive Message in die Welt setzen nach dem Motto: „Fühl dich geliebt, wenn du dich geliebt fühlen möchtest.“

Wer „Kool Jürgen“ ist, bleibt unklar. Doch das soll auch so sein: „Wenn etwas verwirrt, dann wird überhaupt erst darüber nachgedacht“, sagt der 34-Jährige.

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Grazile und emotionsgeladene Bewegungen beim Contemporary. © Laura Schröder

Die deftigen Gerichte und leichten Weißweine haben eins gemeinsam: Sie kommen aus der Pfalz. © Paul Sieferle

Weine aus der Pfalz

Auf der Karte steht ein umfassendes Angebot von rund 40 Weinen. Viele aus der Pfalz und Baden, aber auch aus Spanien, Italien und Frankreich – eine Mischung aus bekannten Produkten und solchen von kleineren Betrieben. Dazu ein paar Snacks, wie zum Beispiel eine Käseplatte oder das Grilled Cheese Sandwich.

Ansonsten gibt es Cocktails, Longdrinks, Bier vom Fass, Kaffee und Limonaden – ein insgesamt schmaleres Angebot als im Hagestolz und Sieferle & KØ.

Preislich spielt sich alles im mittleren Rahmen ab. Ihre Philosophie nennt sich „easy drinking“, wodurch „Leichtigkeit in Raum- und Getränkegestaltung“ vermittelt werden soll.

Aber natürlich gibt es auch vegetarische Snacks. © Paul Sieferle

Eigener Gin

In den Getränken lässt sich auch eine „gemeinsame Line“ zu den Schwester-Bars erkennen. „Wir arbeiten mit frischen Zutaten, qualitativ hochwertigen Spirituosen, guten Eiswürfeln und selbstgemachten Sirups“, so Abian. Er trinkt am liebsten Bellinis – einen Sektcocktail mit Pfirsich und Zitronenwodka. „Geht im Sommer immer.“

Aktuell sind die Jungs zusammen mit dem Textillabel „Junge Junge“ dabei, ihren einen eigenen Gin zu entwickeln, den „Hage Hage Gin“. Der ist voraussichtlich erst ab August erhältlich, kann aber im Odeon bereits probiert werden.

  • Odeon Bar

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