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Glücksorte in Mannheim

Glücksorte in Mannheim

Stefanie Maier
ILMA Autorin Steffi traf Nina Badelt (links) im Cafe Prag. Auch einer der "Glücksorte in Mannheim".

Glücksorte in Mannheim – nicht alle, die das hören, wollen diesen Worten Glauben schenken. Nicht alle können Mannheim etwas Gutes abgewinnen. Die Stadt hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Hässlich, grau, langweilig. Von Glücksorten, auch noch in Plural gesprochen, keine Spur.

Das musste auch Autorin Nina Badelt bei ihrer Arbeit für das Buch `Glücksorte in Mannheim´, welches beim Droste Verlag erschienen ist, feststellen.

Am Ende herausgekommen ist ein Buch, das aber nicht nur Mannheim-Liebhaber glücklich macht, sondern bestimmt auch den einen oder anderen Kritiker der Stadt überzeugen kann.

Glücklichsein lernen

Nina Badelt liebt ihre Stadt. Hier ist sie geboren, aufgewachsen und lebt glücklich mit ihrem Kind im Stadtteil Seckenheim. Auch wenn sie während ihrer Studienzeit viel im Ausland unterwegs war, Mannheim war immer Heimat.

Trotzdem war auch sie nicht immer glücklich im Leben.

In einer schwierigen Lebensphase dachte sie viel über das Glücklichsein nach. „Ich habe mich gefragt, warum lernt man als Kind in der Schule oder schon im Kindergarten eigentlich nicht wie man glücklich wird?“, sagt sie. Und diese Frage führte dazu, dass Nina sich ans Schreiben wagt, das schon immer ihr großes Hobby war.

`Hanni und Wauzi und das Herzenhüpfen´ heißt am Ende der Titel der Geschichte, die sie in erster Linie für ihr damals 4-jähriges Kind geschrieben hat und somit ein Kinderbuch ist.

Da ahnt sie noch nicht, dass die Geschichte kurze Zeit später wirklich als Buch bei einem Verlag erscheint. Es folgen Lesungen an Grundschulen und Kitas im Umkreis. Die BWL-erin war plötzlich zur Autorin geworden.

80 Glücksorte in Mannheim

„Im vergangenen Jahr bin ich dann über `Glücksorte in Karlsruhe´ auf die Buchreihe `Glücksorte´ gestoßen und habe mich gefragt, warum es das für so viele Städte, aber nicht für Mannheim gibt“, erzählt Nina. „Mir sind auf Anhieb so viele Orte eingefallen, die da rein müssten.“

Sie wendet sich an den herausgebenden Verlag und muss ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, die sich am Ende aber lohnt. Der Verlag stimmt einem Buch mit dem Titel `Glücksorte in Mannheim´ zu, doch so einfach war die Umsetzung dann doch nicht.

Es gebe für die Buchreihe bestimmte Vorgaben. Anzahl der Wörter pro Ort, die Länge der Überschriften, jeweils ein Bild pro Ort , 80 Orte in der Summe. 80 Orte zusammenzusuchen sei jedoch kein Problem gewesen.

„Ich hätte über 100 Orte aufzählen können, die es wert wären, in diesem Buch erwähnt zu werden“, behauptet Nina. Fast ein dreiviertel Jahr lang besucht sie noch einmal all diese Orte in Mannheim, die ins Buch aufgenommen werden sollen. Anfangs mit Fotografen, am Ende lieber alleine.

„Man kann sich viel besser auf einen Ort einlassen, wenn man alleine ist und nicht abgelenkt wird. Außerdem habe ich bei der Recherche festgestellt, dass ich meine Stadt doch gar nicht so gut kenne, wie ich dachte“, gesteht Nina.

Der etwas andere Reiseführer ist beim Droste Verlag erschienen. © Stefanie Maier

Bodenständig, offen und ehrlich

Die Buchreihe ist eine Art Reiseführer, jedoch ohne langweilige Zahlen und sachliche Fakten. Es geht um Geschichten, Emotionen und die Stimmung an den Orten. Eine sehr persönliche Auswahl an Orten mit Bedeutung.

Das können Läden, Bars oder Cafés sein, wie das Cafe Prag in der wir uns mit der Autorin getroffen haben, aber auch Orte in der Natur oder Gebäude.

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Gemeinsam was bewirken: Am Freiwilligentag der Metropolregion. © Vanessa Müller

Mit jedem einzelnen Besitzer hat Nina gesprochen, sich die Erlaubnis eingeholt über den Ort zu schreiben, mit vielen verschiedenen Dezernaten der Stadt gesprochen.

Manche hätten sich geehrt gefühlt ein Glücksort zu sein, manche seien überrascht gewesen. „Es war interessant zu erfahren, dass manche die Orte ganz anders sehen und erfahren als man selbst“, erzählt Nina.

So habe sie beim Besuch mancher Orte auch negative Stimmen und Sprüche zur Stadt gehört, als sie erklärte, was sie vorhabe. „Das war am Ende noch ein größerer Anreiz für mich den Leuten zu zeigen, wie schön Mannheim ist und wie glücklich man hier sein kann. Es gibt so viele tolle Orte. Mannheim ist so schön bodenständig, offen und ehrlich“, schwärmt Nina.

Mitbringsel und Ratgeber

`Glücksorte in Mannheim´ kann also vieles sein. Ein Liebesbeweis für alle Mannheim-Liebhaber, eine Argumentationshilfe für Mannheim-Kritiker, ein nettes Mitbringsel für Bewohner oder Weggezogene, ein Willkommensgeschenk für Zugezogene.

„Mittlerweile nutzen viele auch das Buch zum Erkunden von Dating-Spots, wie ich erfahren habe“, lacht Nina.

Der Autorinnen-Job ist weiterhin aber ein Nebenjob. Nina arbeitet immer noch in ihrem eigentlichen Beruf, in ihrer Freizeit beschäftigt sie sich inzwischen aber zum Großteil mit Marketingaktionen für ihr Buch, mit neuen Schreibprojekten und Schreibcoachings für andere, oder veranstaltet Lesungen.

Als belastend empfinde sie das nicht. „Jedes Mal wenn ich über das Buch und die Glücksorte in Mannheim spreche, werde ich wieder glücklich“, erklärt Nina.

  • Nina Badelt

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