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Die digitale Kundenkarte aus Mannheim

Die digitale Kundenkarte aus Mannheim

Sebastian Koch
Die Gründer des Startups Stocard.

Eine Diskussion an einem australischen Strand über die gemeinsame berufliche Zukunft. Ein anschließender Flug zurück nach Deutschland, auf dem ein Businessplan mangels Alternativen auf jenen Tüten entworfen wird, die eigentlich bei Unwohlsein helfen sollen. Und ein gegründetes Unternehmen, das etwa neun Jahre später zu den größten seiner Branche gehört.

So etwa lautet die Geschichte von ‚Stocard‘ – in Kurzform natürlich. Stocard, das ist die Firma von Björn Goß, David Handlos und Florian Barth, die in Mannheim eine gleichnamige App entwickelt.

Zahlreiche Partner hat das Startup schon gewonnen.
Zahlreiche Partner hat das Startup schon gewonnen. © Stocard

Für Treuepunkte und Prospekte

Doch Björn Goß hat über sein Start-up natürlich mehr zu erzählen als nur die Kurzfassung. Viel mehr. Im Mannheimer C-Hub, das Kreativwirtschaftszentrum in der Hafenstraße, sitzt der Jung-Unternehmer im ersten Stock in einem Konferenzraum. Groß ist der. Modern eingerichtet.

Der Unternehmergeist, er ist spürbar in dem Zimmer mit den großen Fenstern. Mit Blick auf den vor dem Gebäude verlaufenden Verbindungskanal von Rhein und Neckar, erläutert der 31-Jährige das Erfolgskonzept der Stocard-App, die ihre Nutzer Kundenkarten digital speichern und nutzen lässt.

Der Unternehmer sieht das Programm als verbindendes Element von Händlern und Kunden. „Geschäfte nutzen Stocard, um mit Kunden zu kommunizieren.“

So erhalten Nutzer nicht nur Treue- und Sammelpunkte auf ihr Smartphone, sondern auch – bei Bedarf und, so die Erfahrung des Autors dieses Textes, in dezentem Maße – digitale Prospekte über Sonderangebote. „Sowohl Händler als auch Kunden profitieren von uns.“ Händler sprächen Kunden schneller und zeitgemäßer an – und Nutzer würden von Plastikkarten befreit.

Voller Geldbeutel der Freundin

„David kannte von seiner Freundin, dass sie immer einen dicken Geldbeutel voller Kundenkarten aus Plastik hat“, erzählt Goß von den Ursprüngen der Geschäftsidee und dem Gespräch an einem australischen Strand gegen Ende eines gemeinsamen Roadtrips durch Down Under.

Das Problem der ausufernden Portemonnaies wollten die damaligen Studenten unbedingt lösen. Gesagt, getan: Heute benutzen knapp 35 Millionen Nutzer die kostenlose App – und das weltweit.

Tendenz: stark ansteigend. „Pro Monat kommen im Moment etwa 1,5 Millionen neue Downloads hinzu“, berichtet Goß. In Deutschland gibt es seinen Angaben zufolge zwischen 2,5 Millionen und drei Millionen Nutzer.

Mit Stocard verpasst man keine Punkte und Rabatte mehr. © Stocard

Ehemalige Studenten der Uni Mannheim

Etwa 50 der inzwischen mehr als 60 Stocard-Angestellten arbeiten in Mannheim. Der Rest wirkt in Sydney, Rom, Amsterdam, Paris und Toronto an der App mit.

Mannheim als zentralen Standort für ihr globales Unternehmen zu wählen, für Goß, Handlos und Barth war das logisch. Das Trio hat einst selbst in Mannheim studiert, schätzt das günstige Umfeld der Metropolregion.

„Im Umkreis von etwa 100 Kilometern gibt es an Hochschulen in Mannheim, Karlsruhe oder Darmstadt viele technisch versierte Absolventen.“ Daher sei es kein Zufall, sagt Björn Goß, „dass die Region viele wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen“ beherberge.

„Weder sammeln wir Daten noch verkaufen wir sie“ – Mitgründer Björn Goß

Zu diesen zählt zweifellos auch Stocard. Aktuell befinde sich die App in der „finalen Testphase“ einer Bezahlfunktion. Bislang war das noch nicht möglich, aber „es ist die Zukunft des Einkaufens“.

Stocard sammle dabei keine Kundendaten, stellt Goß klar. Das sei nie die Geschäftsidee des Trios gewesen. „Weder sammeln wir Daten noch verkaufen wir sie.“ Das sei immer so gewesen und werde auch zukünftig so bleiben. „Datenhandel interessiert uns nicht.“

Natürlich, räumt er aber ein, müssen Nutzer „ganz wenige Daten“ angeben, aber: „Die Daten geben sie vor allem den Geschäften, deren Karten sie nutzen.“ Und das geschieht schließlich auch ohne App.

  • Stocard

 

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