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Bücher Bender – Fast 250 Jahre Liebe zur Literatur

Bücher Bender – Fast 250 Jahre Liebe zur Literatur

ILMA Team - Johanna Neudecker
Bücher Bender ist ein Familienunternehmen und überzeugt durch seine Individualität, lange Geschichte und kompetente Beratung. © Lea Blaschko

Schon bei einem Blick in die Seitengasse entdeckt man von Weitem das Schild, auf dem das Wort “Bücher” prangt. Neben den hochmodernen Läden, welche mit ständig wechselnden Angeboten von Fast-Fashion, Schnellkost oder heißen Getränke stetig bemüht sind, nicht zu veraltern, mag Bücher Bender auf manche vielleicht geradezu wie ein Relikt der Vergangenheit wirken.

Das kleine Familienunternehmen setzt sich jedoch durch seine Individualität, lange Geschichte und ausgesuchte Beratung radikal vom einseitigen Meer der Großgeschäfte ab und bietet seinen Kunden eine Kauferfahrung, die im Massenkonsum inzwischen allzu häufig verloren geht.

Im Gespräch mit Fabian Reinecke und Stefan Heeg, dessen Familie den Laden inzwischen seit vier Generationen leitet, hatten wir die Chance, mehr über das Geschäft zu erfahren. 

Bücher Bender gehört zu den sechs ältesten Buchhandlungen in Deutschland. © Lea Blaschko
Bücher Bender gehört zu den sechs ältesten Buchhandlungen in Deutschland. © Lea Blaschko

Ein Laden mit Geschichte

Gegründet 1775, handelt es sich beim Bücher Bender nicht nur um eine der sechs ältesten Buchhandlungen in Deutschland, sondern auch um die älteste in ganz Mannheim. In zwei Jahren feiert der Laden seinen 250sten Geburtstag, ein Anlass für den das Geschäft plant, eine neue Jubiläumsschrift zu veröffentlichen. Das Durchblättern der momentanen Ausgabe erlaubt dem Leser einen Einblick in die lebhafte Geschichte des Ladens, sowie die Entwicklung und wachsende Zugänglichkeit von Literatur. 

Zu einer Zeit, in welcher der Preis eines einzelnen Romans ausgereicht hätte, um eine gesamte Familie für bis zu zwei Wochen zu ernähren, konzentrierte sich Heinrich Valentin Bender zunächst mehr auf das Konzept der Leihbibliothek als den direkten Buchhandel.

Fast fünfzig Jahre später erweiterte sein Enkel das Kerngeschäft zum Kunst- und Antiquariatshandel – das Antiquariat fungiert heutzutage als reines Besorgungsgeschäft. Die Bibliophilie, also die Kollektion von wertvollen Büchern, ist weiterhin ein großer Teil des Unternehmens und Kunden sind auch im modernen Zeitalter in der Lage, einen Blick auf die gesammelten Werke zu erhaschen.

Die kommende Jubiläumsschrift plant Interessenten in einige der verbliebenen Geheimnisse des Ladens einzuweihen. Ein Freund der Historie wird hier also mehr Unterhaltung finden als nur die Bücher in den Regalen.

Tische und Wände voller Bücher - die Fachkräfte helfen gerne bei der Suche oder Entscheidung. © Lea Blaschko
Tische und Wände voller Bücher – die Fachkräfte helfen gerne bei der Suche oder Entscheidung. © Lea Blaschko

Beratung stets zur Stelle

Wer gerne liest, ist der Qual der Wahl kein Fremder. Bei Tischen und Wänden voller Bücher lässt sich auch häufig nur durch eine zielsichere Suche direkt das finden, wonach einem ist. Bei dem Bedürfnis zu stöbern, können die ausgebildeten Fachkräfte des Ladens jedoch dabei aushelfen, sich im breitgefächerten Angebot des Geschäfts zu orientieren. 

Bücher Bender legt Wert darauf, in seinem Sortiment nicht nur Bestseller zu führen, sondern bietet auch ein breites Spektrum an Sachbüchern und Klassiker und gibt sich dabei Mühe auch kleine, unabhängige Verlage zu unterstützen.

Selbst wenn ein Buch gerade mal ausverkauft ist, wird einem die Option geboten, es nachzubestellen und bei drei verschiedenen Grossisten und einer Lieferzeit, die nur von Apotheken übertroffen wird, ist dieser Weg trotzdem noch allemal schneller als jeder Online-Einkauf.

Schon für die zuvorkommende Art des Personals und die gemütliche Atmosphäre lohnt sich der direkte Besuch des Ladens. Wer aber aus finanziellen Gründen dennoch Vorbehalte pflegt, muss auch hier keine Sorge haben. Das deutsche Buchpreisbindungsgesetz garantiert, dass Bücher überall zum gleichen Preis verkauft werden – egal ob im Internet, Großhandel oder Familienunternehmen.

Neben Bestsellern findet man hier auch Sachbücher und Klassiker. © Lea Blaschko
Neben Bestsellern findet man hier auch Sachbücher und Klassiker. © Lea Blaschko

Ein globaler Leseclub

Schon seit Jahren beklagen pessimistische Mitglieder der älteren Generation die abnehmende Aufmerksamkeitsspanne der Jugend und deren Unwilligkeit, etwas längeres zu lesen als einen Twitter-Thread. Soziale Plattformen spielen jedoch eine immer größere Rolle in der Vermarktung und dem Verkauf von Büchern.

TikToks und Instagramreels können häufig allein schon durch einzelne Zitate oder bestimmte Momente neue Leser locken. Youtube Review Kanäle, die sich der kritischen Analyse eben solcher Bücher widmen, sind keine Seltenheit mehr. 

Autoren sind inzwischen in der Lage, direkter mit ihren Lesern zu kommunizieren und ihren Arbeitsprozess mit der Welt zu teilen. 

Auch Herr Reinecke empfindet die Entwicklung als positiv und beschreibt die stetig wachsende Online-Community als “den größten Leseclub der Welt”. In dem Laden kommen immer wieder junge Leute zusammen, um gemeinsam Bücher zu kaufen oder sich gegenseitig zu beraten. 

Die Liebe zum Lesen hat also keinesfalls nachgelassen, sondern sich einfach wie alles andere auch an die modernen Zeiten angepasst und bleibt so weiterhin ein Hobby, das Menschen inzwischen sogar global verbindet.

Die Auswahl an Büchern verschiedener Art ist riesig. © Lea Blaschko
Die Auswahl an Büchern verschiedener Art ist riesig. © Lea Blaschko

Print oder Digital?

Dass das gedruckte Wort ein sterbendes Medium ist, hört man inzwischen seit Jahren. Setzen sich eBooks aber wirklich als das dominante Medium durch, als das es ständig präsentiert wird?

Corona hat zweifelsfrei zur Steigerung der Nutzerzahlen beigetragen – Während Vorlesungen hauptsächlich online stattfanden und Universitätsbibliotheken durch Schutzmaßnahmen für manche unzugänglich waren, gingen viele Studierende dazu über ihre Semester-Lektüre und Fachbücher in digitaler Form zu kaufen.

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Der Fröhlichladen in der Neckarstadt. © Vanessa Müller

Es sind aber eben die Studierenden und Büroarbeiter, die jetzt verstärkt nach Abwechslung vom Bildschirm suchen. Vielmehr sind es die älteren Leute, die für erleichterte Lese-Bedingungen mal zum E-Book greifen. Der Umsatzanteil von E-Books lag in 2020 bei 5,8% und ist seitdem wieder gesunken. Traditionelle Bücher bleiben also weiterhin die Sieger dieses Verkaufswettbewerbs.

Das gedruckte Buch hat noch lange nicht ausgedient und bietet eine willkommene Abwechslung. © Lea Blaschko
Das gedruckte Buch hat noch lange nicht ausgedient und bietet eine willkommene Abwechslung. © Lea Blaschko

Zum Abschluss

Wer die Fußgängerzone verlässt, um die Seitengassen zu erkundigen, wird früher oder später über einen Schatz wie Bücher Bender stolpern – Läden, die ein wahrlich lebendiges Kauferlebnis bieten und die Vielfalt der Stadt bereichern. Wer das Geschäft online aufsuchen will, kann sie über ihre Website, Facebook oder ihren neuen Instagram Account finden, doch rentiert sich der direkte Besuch weiterhin am meisten.

Bücher Bender ist und bleibt ein Platz des Zusammenkommens, ein Treffpunkt zwischen Freunden, sowie ein Ort voller Geschichte. Warum also für die kommende Reisezeit nicht einmal vorbeischauen, sich die Reiseführer durchblättern und sich von der Beratung überzeugen lassen?

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